Die Bayern starten mit der Hypothek einer 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel in das Rückspiel des Achtelfinales der UEFA Champions League gegen Lazio Rom. Nach einer Nacht zum Vergessen in der „Ewigen Stadt“ mit vergebenen Chancen zu Beginn des Spiels und einer Roten Karte gegen Dayot Upamecano nebst verwandeltem Elfmeter für die Römer in Hälfte zwei, wird Bayern zu Hause früh für klare Verhältnisse sorgen wollen. Eine Zitterpartie wollen die Münchner unter allen Umständen vermeiden, und werden das unter normalen Umständen auch tun.
Klassisch vs. ungewöhnlich
Bayern agierte im Hinspiel in einem klassischen 4-2-3-1 mit Thomas Müller auf der Zehner-Position und Jamal Musiala auf dem linken Flügel. Trainer Maurizio Sarri stellte Lazio in einem 4-3-3 auf, das im Anlaufen eine ungewöhnliche Personalanordnung einnahm. In vorderster Linie spielte der Ex-Dortmunder Ciro Immobile, der gegen den Ball von den beiden hochgeschobenen Achtern Matteo Guendouzi und Luis Alberto unterstützt wurde, jedoch nicht von den Außenbahnspielern. Auftrag der beiden Achter war es, zum einen Joshua Kimmich und Leon Goretzka nicht ins Spiel kommen zu lassen und zum anderen gezielt die FCB-Innenverteidiger unter Druck zu setzen. Die beiden Außenbahnspieler der Römer Adam Marusic und Elseid Hysaj waren dadurch gezwungen, enger zu stehen, um mögliche Pässe der Bayern ins Zentrum mit abzudecken.
Diese Wege führen zum Römer Tor
Aufgrund dieses Lazio-Ansatzes konnten sich die Bayern immer wieder über die Außenverteidiger aus dem Druck lösen und in die Tiefe kommen. War der Passweg nach außen doch zugestellt, schaffte es Bayern zum Beispiel aber auch, durch einen klugen Pass von Upamecano auf Harry Kane genau die Lücke im Zentrum zu finden. Ein weiterer Schlüssel gegen die Verteidigung der Römer, der im Hinspiel bereits einige Male funktionierte, war die Positionierung von Thomas Müller: Er bewegte sich häufig aus dem Zentrum auf die Außenbahnen und schuf somit Überzahl. Die Lazio-Außenverteidiger waren zudem durch die hochstehenden Leroy Sané und Jamal Musiala gebunden.
Zu Beginn des Hinspiels schaffte es Bayern außerdem wiederholt, gute Pressing-Momente zu kreieren. Die aus der Not geborenen langen Bälle der italienischen Abwehr waren einfache Balleroberungen für die Münchner Verteidiger.
Selbst schuld, FCB
Das Problem der Bayern war allerdings, dass ihr Spiel von vielen leichten Abspielfehlern geprägt war – sinnbildlich für die Verfassung des Meisters in diesen Wochen. So führte auch ein Ballverlust im gegnerischen Drittel zum Elfmeter und zum Gegentor. Rom musste gegen fahrige Bayern nicht viel mehr machen, als das Spielfeld eng zu halten und gezielte Nadelstiche zu setzen. Gefährlich wurde es vor allem dann, wenn die Italiener es schafften, in den Rücken der beiden Münchner Sechser zu kommen. Es ist eine mögliche Erklärung, dass die Wechsel bei Bayern auf dieser Position für fehlende Automatismen und schlechte Absprache in einzelnen Situationen ausschlaggebend waren und den Italienern so in die Karten spielten.
Über die 90 Minuten schafften es die Römer zwar gelegentlich auch, sich spielerisch aus dem hohen Druck der Bayern zu befreien, aber ihr Erfolgsrezept bestand an diesem Abend in erster Linie aus einer disziplinierten defensiven Ordnung und einer harmlosen, verunsicherten Münchner Mannschaft.
Normalform sollte reichen
Betrachten wir alle genannten Faktoren, dann stehen die Chancen des FC Bayern auf den Einzug ins Viertelfinale nicht schlecht – bei einer normalen und effektiven Leistung. Wichtig wird es im Rückspiel für die Bayern sein, die gebotenen Räume auf den Außenbahnen besser zu nutzen beziehungsweise die Räume hinter den herausstechenden Achtern schnell und genau zu finden. Einem Weiterkommen steht wohl eher der FC Bayern selbst im Weg als ein zu starker Gegner. Zumal bei Lazio wegen des enttäuschenden Saisonverlaufs in der Serie A Unruhe um den Trainer herrscht, der gegen die Vereinsführung austeilt und bei den Fans in der Kritik steht.