Es gibt zwei generelle Erkenntnisse aus dem Hinspiel im Achtelfinale der UEFA Champions League zwischen Paris St. Germain und dem FC Bayern: 1. Hier treffen zwei Titelkandidaten aufeinander. 2. Das Hinspiel teilte sich in zwei Abschnitte – in den Teil des Spiels ohne Kylian Mbappé und den mit dem PSG-Stürmer.
Aggressive Bayern sind bessere Bayern
Zu Beginn der Partie im Pariser Parc des Princes spielten die Bayern sehr aggressiv: mit hohem Pressing in einem System 3-2-3-2 bei Abstoß, aus dem Spiel in einem 3-4-1-2. Das stellte Paris immer wieder vor größere Probleme. PSG agierte in der Spieleröffnung bei Abstoß in einem 4-4-2. Beide Sechser kamen sehr tief, um spielerische Lösungen umzusetzen. Die PSG-Offensive stand hoch, um die Bayern auseinanderzuziehen und Räume zu generieren.
Konsequent die Chancen suchen
Die Bayern konnten aus den hohen Ballgewinnen in der Anfangsphase allerdings keine Chancen generieren. Im Spiel mit Ball überspielten sie mit ihrer Dreierkette aus Dayot Upamecano, Benjamin Pavard und Matthijs de Ligt die erste Angriffslinie der Franzosen aus Lionel Messi und Neymar schnell und einfach. Der Plan der Münchner, häufig über die Flügel in den Sechzehner zu kommen, ging in Hälfte eins und bis zum 0:1 (53.) sehr gut auf. Die hohen Außenbahnspieler Joao Cancelo und Kingsley Coman konnten wiederholt nach schnellen Spielverlagerungen flanken. Zunächst schöpften die Bayern aus diesen Spielsituationen jedoch nicht viel Ertrag. Viele Flanken landeten im Aus oder bei einem Pariser Verteidiger.
PSG statisch, Bayern mit gutem Positionsspiel
PSG auf der anderen Seite hatte zunächst wie angesprochen Probleme mit dem hohen Pressing der Bayern. Überwanden die Franzosen die erste Pressing-Linie, mangelte es oft an Bewegung in der Offensive bzw. einer Besetzung des Sturmzentrums. Messi und Neymar suchten eher Ballnähe oder versuchten, kurz zu kommen, was die Lücke im Sturm erklärt. Hinzu kam allgemein ein sehr statisches Spiel von PSG. Gefährlich waren nur Einzelaktionen. Die schnellen Außenverteidiger Nuno Mendes und Achraf Hakimi wirkten gehemmt, u.a. weil sie oft defensiv durch das gute Positionsspiel der Münchener gebunden waren.
Beinahe Gamechanger & Bayern auf dem Rückzug
Mit der Einwechslung von Kylian Mbappé kippte das Spiel jedoch. Den Bayern gelangen zwar aufgrund ihres guten Positionsspiels noch immer gute Ballstafetten, sie wurden aber zunehmend passiver im eigenen Anlaufen. Statt des erfolgreichen hohen Anlaufens setzten sie häufiger auf Mittelfeld-Pressing. Dadurch konnte PSG seine Angriffe gezielter starten. Zudem spielten die Bayern ihre Angriffe meist nicht zu Ende und luden den Gegner so zu Kontern ein. Weil die Münchner in den letzten zehn Minuten gegen ein sehr aggressiv pressendes PSG kurzes Aufbauspiel betrieben, häuften sich die Chancen für Paris. Auch die Rote Karte für Pavard war eine Folge dieser Entwicklung.
Paris gestaltete das Spiel nach der Einwechslung von Mbappé deutlich aktiver. Vor allem der Dreifachtorschütze des WM-Finales selbst sorgte für Tiefe und verstand es vortrefflich, die Räume hinter der Dreierkette der Bayern zu nutzen. Mitte der zweiten Hälfte gingen die Franzosen außerdem in ein höheres Pressing und setzten die Münchner viel früher unter Druck. Weil die Bayern ihrerseits später anliefen, konnten sich die PSG-Außenverteidiger im Aufbau höher positionieren und so ihre Schnelligkeit ausspielen. Etwa beim vermeintlichen Ausgleich, als Nuno Mendes sich im geregelten Aufbau nach vorne bewegte und den Ball hinter die Kette spielte.
Entscheidend: mit Mut gegen Mbappé
Aus dieser Analyse ergibt sich als klare Devise für die Bayern für das Rückspiel in der Allianz Arena: Die Münchner müssen mutig und konsequent hoch pressen, damit sie vor allem die kontrollierten Anspiele von PSG in die Tiefe bereits in der Entstehung unterbinden. Kann Paris die individuelle Qualität eines Mbappé, das heißt in erster Linie seine Schnelligkeit, ausspielen, ist die Gefahr groß, dass sie das Duell drehen.
Bayern-Offensive: über die Flügel zum Erfolg
Für die eigene Offensive gilt: Gelingt es den Bayern durch Tiefenläufe aus den Halbräumen die äußeren Mittelfeldspieler von PSG zu binden und gleichzeitig Räume auf den Flügeln für die Schienenspieler Davies oder Cancelo und Coman zu schaffen, bekommen sie Chancen. Aus den hohen Flügelzonen können die Münchner entweder direkt die mit meist vier Spielern besetzte Box anspielen oder durch ihre individuelle Qualität die Eins-zu-eins-Situationen erfolgversprechend auflösen.